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Carl Aigner

IM MEDIUM LIEGT DIE WAHRHEIT

 

Zur Arbeit von Hans Wetzelsdorfer in der Straßengalerie Weyer

„Unternehmen Capricorn“, ein SF-Film von 1977, täuscht mittels TV eine Mondlandung vor. Was hier als Capricorneffekt beschrieben werden kann (eine Wirklichkeit wird für das TV simuliert), verkehrt sich spätestens seit den Golfkriegsereignissen: Nicht mehr eine Wirklichkeit wird für ein Bildmedium nachgestellt, sondern die Wirklichkeit selbst wird für die Medien eingestellt. Anders formuliert: Die Medien sind nicht mehr allein die Botschaft bzw. die Wahrheit über die Wirklichkeit, sondern sie inszenieren diese Wirklichkeit bereits selbst (mit).

Genau dieser Sachverhalt wird von Hans Wetzelsdorfer in seiner neuen, dreiteiligen Installation reflektiert. Photographie, Monitor, Kopigraphie sind dabei die medialen Register, die wesentlich zur Mediatisierung unserer Gesellschaft beigetragen haben und die den Kern seiner Arbeit bilden. In der Verschränkung von Medium und Information – wir können dabei nicht nur von einem Info- sondern auch von einem Meditainment sprechen – ergibt sich das, war wir referentielle Wirklichkeit bzw. Wahrheit bezeichnen. Indem der Künstler diesen Bezug entkoppelt – das Bild läuft nicht mehr konform mit der verbalen Information – wird die mediale Botschaft brüchig. Unser gewohntes Fernsehbild erfährt eine „Störung“, die sich sowohl auf das TV-Bild selbst bezieht als auch auf die parallel dazu verbal vermittelte Information.

Gerade die von den Medien immer wieder suggerierte Unmittelbarkeit von Information und Realität, die sie repräsentieren, erweist sich als Phantasma. Je komplexer eine Gesellschaft ist, umso komplexer müssen zwangsläufig die Informationsvermittlungskanäle sein. Und diese mediale Suprastruktur, wie wir sie beim Golfkrieg erfahren haben, ist immer ein politisches Dispositiv. Je mehr sich die Medien als unabhängig und neutral gerieren, desto größer ist ihre politische (Fern-)Steuerung. Auch das impliziert die Installation von Hans Wetzelsdorfer in subtiler Weise.



Text: Carl Aigner

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