OTHERS ABOUT HANS WETZELSDORFER
Kaffeehaus und Kunst: Hans Wetzelsdorfer, Neufeld
Das Kaffeehaus hat in Österreich, besonders in Wien, eine ganz eigene und lange Tradition. Man geht nicht schnell einen Kaffee trinken wie anderswo, sondern man liest Zeitung, trifft Freunde oder hat geschäftliche Termine, das Kaffeehaus ist ein Ort der Kommunikation, um das sich zahlreiche Anekdoten ranken. So wird behauptet, dass Wien um 1900 fast ausschließlich im Kaffeehaus stattgefunden hat, dass Literaten und andere Künstler vorzugsweise im Kaffeehaus geschrieben haben. Weiterlesen.
Prof. Angelica Bäumer - "Kaffeehaus und Kunst" - Text | Druckformat
Hans Wetzelsdorfer nimmt in der burgenländischen Kunstszene einen besonderen Platz ein, da er sich als einer der wenigen der Fotografie als Ausdrucksmittel bedient. Dabei gelingen ihm immer wieder neue, ästhetisch herausfordernde Bilder. Ständig offen für Neues, niemals auf einem Erfolgsrezept verharrend, wendet sich Hans Wetzelsdorfer nach einer Phase der Auseinandersetzung mit experimenteller Fotografie wieder verstärkt dem abbildenden, realistischen Charakter der Fotografie zu und knüpft an frühere Werkphasen an, wie in diesem Katalog dokumentiert wird. Weiterlesen.
Dr.Eva Maltrovsky - "Mit anderen Augen" - Text | Druckformat
Hans Wetzelsdorfer bewegt sich in den einzelnen Phasen seines Schaffens zwischen der so genannten abstrakten oder konkreten Fotografie und jenem dokumentarischen Aspekt, der diesem Medium gemeinhin unterstellt wird. Im Laufe seiner langjährigen fotografischen Tätigkeit hat er weder ausschließlich der einen noch der anderen Richtung den Vorzug gegeben, sondern sich stattdessen eine Offenheit für Neues bewahrt. Es sind die vielfältigen formalen und technischen Möglichkeiten des Mediums selbst, die den Impetus seiner künstlerischen Arbeit ausmachen. Weiterlesen.
Mag. Alexandra Schantl - "Zu den Arbeiten von Hans Wetzelsdorfer" - Text | Druckformat
Die Fotografie von Büroräumen kennt keine Tradition. Einzig wenn sich der Unternehmer am Schreibtisch ablichten ließ, gerieten Teile seiner Arbeitsstätte ins Bild. Die ersten Aufnahmen dieser Art entstanden im ausgehenden 19. Jahrhundert. Dass der Tätigkeitsbereich von Angestellten nicht fotografiert worden ist, liegt zunächst daran, dass in Ämtern und Betrieben das Fotografieren verboten war, wenn es der Chef nicht angeordnet hatte. Weiterlesen.
Dr. h.c. Timm Starl – „Innensichten“ – Text I Druckformat
Die Aufforderung ist prägnant, eindeutig! Da setzt jeder sofort ein Rufzeichen, für sich oder für die andern. Wozu noch Worte verlieren, wenn alles klar ist?
Aber Kunst – und das ist einer ihrer wesentlichsten Merkmale – ist niemals ganz klar. Wenn alles offen liegt, wenn keine Frage, kein Rätsel bleibt, dann handelt es sich nicht um Kunst, sondern höchstens um Design, um Schmuck, um das Zufällige und Austauschbare um das, was immer auch anders sein könnte. Weiterlesen.
Josef Pauschenwein – „THINK BIG“ – Text I Druckformat
„Unternehmen Capricorn“, ein SF-Film von 1977, täuscht mittels TV eine Mondlandung vor. Was hier als Capricorneffekt beschrieben werden kann (eine Wirklichkeit wird für das TV simuliert), verkehrt sich spätestens seit den Golfkriegsereignissen: Nicht mehr eine Wirklichkeit wird für ein Bildmedium nachgestellt, sondern die Wirklichkeit selbst wird für die Medien eingestellt. Anders formuliert: Die Medien sind nicht mehr allein die Botschaft bzw. die Wahrheit über die Wirklichkeit, sondern sie inszenieren diese Wirklichkeit bereits selbst (mit). Weiterlesen.
Carl Aigner – „IM MEDIUM LIEGT DIE WAHRHEIT“ – Text I Druckformat
Gezwitscher, die Luft durchdringende Kommunikation zwischen Vögeln, gehört wohl mit den Geräuschen von Wind und Wasser zur ältesten und ursprünglichsten Soundscape, die der Mensch vernommen hat. Vögel existieren als Spezies schon weit länger als Menschen. So ist unschwer anzunehmen, dass sie auch bereits über eine komplexe Kommunikationsfähigkeit verfügten, als die Menschen gerade erst begannen, so etwas wie eine Sprache zu entwickeln. Da neuere Forschungen vermuten lassen, dass Vögel weit intelligenter sind als gemeinhin angenommen, lässt sich das Gezwitscher ohne weiteres als eine Fülle von durcheinanderlaufenden Botschaften, Zurufen, Bemerkungen, Kommentaren, Chiffren, Signalen und ähnlichem denken, die in ihrer Gesamtheit einen kodifizierten akustischen Raum ergeben. Die Einzelelemente (Signale) sind für die darin beteiligten SenderInnen und EmpfängerInnen (in diesem Fall die Vögel) erkenn- und damit dechiffrierbar, den Außenstehenden (den Menschen) bleibt nur das statische Geräusch dieses Raumes. Weiterlesen.
Martin Breindl – „TWITTER . Nachrichten aus leeren Nestern“ – Text I Druckformat
Eröffnungsrede von Peter Zawrel
zur Ausstellung „Misstraue der Idylle“, FLUSS Wolkersdorf 24. Juni 2022
Was ist Idylle?
„Die Sinnlichkeit eines Chypre und die innige Facette des weißen Moschus verbinden sich mit einem Blumenbouquet, das als klassisches Symbol für eine Liebeserklärung steht. So verleiht Thierry Wasser einem romantischen und lustvollen Begriff von Idylle Ausdruck.“
Thierry Wasser, der Parfumeur des Hauses GUERLAIN, hat für das Parfum „Idylle“ „sorgsam die besten bulgarischen Rosen ausgewählt. Sie werden in den Tälern Bulgariens bei Sonnenaufgang von Hand gepflückt. Der daraus komponierte Verschnitt verströmt einen einzigartigen, fruchtigen Duft mit Anklängen von Himbeere und Litschi.“
Den Gegenentwurf zum Parfum finden wir bei André Heller:
„Misstraue der Idylle / Sie ist ein Mörderstück – / Schlägst du dich auf ihre Seite / Schlägt sie dich zurück!“
(…)
Präparaten, die von der Natur selbst geschaffen wurden, widmet sich Hans Wetzelsdorfer. Behausungen, die sich Tiere bauen, gehören zu den komplexesten Gebilden, die es in der Natur überhaupt gibt. Wer jemals das Nest einer Beutelmeise entdeckt hat, wird sicherlich aus dem Staunen nicht herausgekommen sein. Wir vermenschlichen solche genetisch kodierten Leistungen gerne, indem wir sie als „kunstvoll“ bezeichnen. Aber das Tier kann nicht anders als es tut, es folgt einem aus der Evolution abgeleiteten Bauplan.
Auch Menschen bauen sich ihre „Nester“, und gerne übertragen wir unsere Metaphern von Gemütlichkeit und Geborgenheit zurück auf die wirklichen Nester. Wie uns die fotografischen Aufsichten aber zeigen, besteht deren Inhalt zuletzt aus Scheiße, Federn, Essensresten und anderem, das wir nicht kennen wollen, denn Vogelnester sind Aufzuchtstätten, in denen auch Mord und Totschlag zum Alltag gehört, Verhungern und Ausgestoßen werden.
Im Internet gibt es inzwischen genügend Videomaterial von versteckten Mikrokameras, die uns das echte Leben in den Nestern zeigen. Es gibt menschliche „Nester“, in denen es nicht anders zugeht.
Anders verhält es sich mit den Kinderstuben von Insekten wie zum Beispiel der Gallwespen, die uns Wetzelsdorfer hier zeigt. Wir können nicht hineinblicken. Aber wir wissen, dass es sich um eine Art Tumor der angestochenen Pflanze handelt, von der sich die Larven ernähren. Und wir wissen, dass diese merkwürdigen Gebilde noch ein anderes Geheimnis bergen, dessen Entdeckung durch den Menschen mir immer schon rätselhaft erschien.
Denn seit der Spätantike ist der in den Pflanzengallen enthaltene Gerbstoff wichtigste Grundlage für die Herstellung von Eisengallustinte, die auch heute noch aus einigen exklusiven Füllhaltern aufs Papier fließt. Dummerweise führt diese Tinte aber auch langfristig zum Tintenfraß, also der Vernichtung des beschriebenen Papiers, genau dort, wo es beschrieben wurde, was allen Liebhabern von Johann Sebastian Bach bekannt sein dürfte. Nur Pergament kann die Gallustinte nichts anhaben.
Andernfalls wäre der größere Teil von Überlieferungen der uns bekannten Geschichte, Literatur und Kultur vernichtet. Nehmen Sie diesen Gedanken als meinen eigenen kleinen Beitrag zu dieser Ausstellung, die zwischen Werden und Vergehen von Natur, Kultur und unseren Bildern davon changiert.
(...)